bullet3 Klientenzentrierte Gesprächstherapie

    Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie wurde in den 40-ziger Jahren des letzten Jahrhunderts von Carl Ransom ROGERS (1902 - 1987) begründet. Rogers hatte großes wissenschaftliches Interesse vor allem an der Frage nach der Wirksamkeit und den Bedingungen therapeutischen Handelns.

    Um diese Fragen beantworten zu können, hat er sich entschlossen, therapeutische Gespräche aufzunehmen und systematisch zu analysieren. Aus diesen Forschungen heraus wurden dann 1942 die drei Basismerkmale

    formuliert. Das Bemühen um die Realisierung dieser drei klientenzentrierten Haltungen von Seiten des Therapeuten bildet die Grundlage für eine heilende Beziehung und ist für einen Therapieerfolg entscheident.

    zurück zum Seitenanfang

    Persönlichkeits- und Therapietheorie

    Rogers entwickelte auch aufgrund seiner Studien eine eigene Persönlichkeitstheorie. Er geht von 2 Grundannahmen aus:

    • Der innerste Kern einer Person ist von Grund auf positiv , ".. ein vertrauenswürdiger Organismus.., der fähig ist, die äußere und innere Situation abzuschätzen, und der sich auch selbst so versteht, dass er konstruktive Entscheidungen in Bezug auf die nächsten Schritte im Leben treffen und nach diesen Entscheidungen handeln kann" (Rogers 1978, S. 26 f. ) und
    • Der Mensch hat eine Tendenz zur Entwicklung aller seiner Fähigkeiten, die der Erhaltung oder Förderung seines Organismus- seiner Geist und Körper umfassenden Gesamtperson dienen (Aktualisierungstendenz). Ohne Behinderung führt dies zu persönlicher Reife, Autonomie, Wachstum und Bereicherung seines Lebens im Sinne von Selbstverwirklichung , wobei Bedürfnisreduktion, Spannungslösung und Triebbefriedigung dabei eingeschlossen sind. Und dies geschieht auch immer sozialisiert, das heißt es findet ein Zusammenwirken mit anderen und sich selbst statt, das nicht immer unbedingt in Übereinstimmug mit der Gesellschaft sein muss, aber konstruktiv.

    Es ist auffällig, dass Rogers der Entwicklungsfähigkeit eines Menschen so sehr vertraut. Dies baut auf seiner jahrelangen klinischen Erfahrung auf, in der er Klienten erlebt hat, die alle Tarnungen abgelegt haben, die ihrer Natur näher gekommen sind, ihrem inneren Kern, der von Natur aus sozial, vorwärts gerichtet, rational und realistisch ist. Er ist fest davon überzeugt, dass "Menschen, denen die Möglichkeit gegeben wird, wahrhaft zu werden, was sie zutiefst sind, wenn sie die Freiheit haben, ihre eigentliche Natur zu entfalten, immer eine deutlich Entwicklung auf Ganzheit und Integration durchmachen" (Rogers, 1990, S. 136 ) Seiner Philosophie entspricht es auch, nicht von Patienten (etwas erdulden), sondern von Klienten (Kunden, aktiver) zu sprechen.

    Dass Menschen dennoch zu psychischen Krankheiten neigen, gewalttätig werden etc. erklärt es mit einem Lernprozess eines Menschen, der nie bedingungslos geliebt worden ist, der nie in seiner Kindheit ein förderliches Beziehungsklima erfahren hat.

    In der Therapie wird nun der Entstehungsprozess umgekehrt, in dem der Therapeut dem Patienten die Beziehung anbietet, die der Patient in seiner Entwicklung nicht gehabt hatte und für eine positive Entwicklung förderlich gewesen wäre. D.h. er bietet ihnen unbedingte Wertschätzung (Akzeptanz), Empathie und Echtheit an. Das Angebot und die Realisierung einer Beziehung, die durch Akzeptanz, Empathie und Echtheit geprägt ist, bewirkt beim Patienten, dass dieser in angstfreier Atmosphäre sich bzw. sein Selbst wahrnehmen und kennenlernen kann, ebenso seine Blockaden und sich selbst zunehmend explorieren kann.

    zurück zum Seitenanfang

    Das klientenzentrierte Beziehungsangebot

    Akzeptanz

    Unter Akzeptanz in der Klz. GT wird verstanden, dass der Therapeut sich bemühen soll, dem Patienten unbedingte, d.h. eine nicht an Bedingungen gebundene Wertschätzung entgegenzubringen.
    Der Pat. soll von vom Therapeuten akzeptiert und angenommen werden, unabhängig davon, was er äußert, unabhängig davon, wie sich der Klient gerade gibt. Insbesondere sollen die Patienten ermutigt werden, in der therapeutischen Situation ihre Gefühle frei ausdrücken zu können.

    zurück zum Seitenanfang

    Empathie

    Empathie auch Einfühlendes Verstehen genannt wird von Rogers wie folgt definiert:
    Der/die TherapeutIn versucht sich in das Erleben des anderen einzufühlen. Er/Sie bemüht sich, Gefühle und Empfindungen des Klienten von dessen Bezugsrahmen her, d.h. so wie dieser sie wahrnimmt, zu verstehen und dem Klienten das Verstandene möglichst präzise und konkret mitzuteilen bzw. angemessen zu handeln.

    Bei der Realisierung von Empathie werden, wie schon beschrieben, nicht nur Emotionen, gefühlte Bedeutungen und Bewertungen seiner Gefühle aufgegriffen, die dem Klienten direkt zugänglich sind, sondern auch Empfindungen, die der Klient vielleicht irgendwie spürt, andeutet, aber noch nicht in Worte fassen kann.

    zurück zum Seitenanfang

    Echtheit

    Die drei Begriffe Echtheit, Transparenz, Kongruenz beschreiben im Wesentlichen, was unter dieser therapeutischen Haltung verstanden werden soll, wobei Kongruenz im Sinne von Übereinstimmung gebraucht wird:

    • Das Innere des Therapeuten soll mit dem gezeigten Verhalten (Mimik, Gestik, Worte) übereinstimmen, deckungsgleich sein.
    • Nach Rogers soll der Therapeut in der Beziehung zu seinem Patient er selbst sein, ohne sich hinter einer Fassade oder Maske zu verstecken.
    • Der Therapeut soll sich dessen, was er erlebt oder empfindet, also seiner Gefühle bewusst sein, fähig sein , diese in der therapeutischen Beziehung auszudrücken bzw. mitzuteilen, wenn dies angezeigt ist.
    • Der Therapeut bringt seine Gefühle und Erfahrungen in die Beziehung zum Klienten ein. So wird die Beziehung zu einer direkten Begegnung von Person zu Person.
    • Der Therapeut stellt Transparenz her, in dem er Auskunft gibt über Motive, Beweggründe von bestimmten Interventionen (z.B. Fragen: "um mir besser vorstellen zu können wie sie sich da genau fühlen, brauche ich ein Beispiel ...).

    Alle drei Haltungen hängen zusammen:

    • Ohne Echtheit treten die positiven Auswirkungen von positiver Wertschätzung und Empathie kaum auf.
    • Der Klient erfasst eher Vertrauen, wenn der Therapeut ihm gegenüber offen ist.

    Das Angebot und die Realisierung einer Beziehung, die durch Akzeptanz, Empathie und Echtheit geprägt ist, bewirkt beim Patienten, dass dieser in angstfreier Atmosphäre sich bzw. sein Selbst wahrnehmen und kennenlernen kann, ebenso seine Blockaden und sich selbst zunehmend explorieren kann.

    Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie ist ein sehr weit verbreitetes Verfahren. Über 6.000 Fachleute bundesweit sind darin ausgebildet, sie wird in vielen psychosomatischen Kliniken und Beratungseinrichtungen erfolgreich praktiziert und an den Universitäten gelehrt.
    Inzwischen hat die Gesprächspsychotherapie ihre Wirksamkeit nachgewiesen und wird den Ländern für die Ausbildung von psychologischen Psychotherapeuten empfohlen. Nachdem diese wissenschaftliche Anerkennung gemäß PsychThG erreicht worden ist, wird noch angestrebt die Gesprächstherapie in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufnehmen zu lassen. Aktuelle Informationen zum Stand des Anerkennungsverfahrens finden Sie auf der Homepage der GwG
    .

    Literatur:

    Rogers, C.R. (1982). Die Kraft des Guten. Appell zur Selbstverwirklichung. München: Kindler
    Rogers, C.R. (2004). Therapeut und Klient. Frankfurt: Fischer Taschenbuch.

     

     

     

    zurück zum Seitenanfang

    Weitere Informationen zum personzentrierten Ansatz (Gesprächspsychotherapie) von Carl R. Rogers finden Sie auf den Internetseiten der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie (GwG), die dieses therapeutische Verfahren in Deutschland vertritt und Ausbildungsrichtinien für die Therapie von Erwachsenen und Kindern entwickelt hat.

    Bitte senden Sie Ihre Kommentare an Seelmann-Eggebert, Brigitte.
    Dieses Dokument wurde zuletzt aktualisert am 18.06.2007.